Brustamputation als Krebsvorsorgemaßnahme -Kann der Fall „Angelina Jolie“ ein Vorbild für viele sein?

21. Mai 2013 - Die Pressemitteilung von Angelina Jolie über die vorsorgliche Entfernung ihrer Brüste wegen eines festgestellten Gen-Defekts fand sofort den Weg in alle Nachrichtenmagazine und wird wohl auch in nächster Zeit die Boulevardblätter intensiv beschäftigen.

Wie hilfreich oder belastend wird dies für Frauen sein: sowohl  für die, die fürchten, ohne dass sie es bisher haben testen lassen, eine familiäre Veranlagung zu haben,  als auch für die, die durch einen Gentest die Bestätigung  haben, dass eine Gen-Mutation vorliegt? Das bedeutet, dass ihr Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um bis zu 80 Prozent erhöht ist.

Wird es einen „run“ auf die Humangenetiker geben, weil nun viele Frauen einen Gentest durchführen lassen wollen? Wird diese persönliche Geschichte eine Signalwirkung haben? Werden verunsicherte Frauen nun die Entscheidung von Angelina Jolie auch für sich für richtig halten?

Wir, die Frauenselbsthilfe nach Krebs, raten Frauen, die sich mit familiärem Brustkrebs auseinandersetzen müssen (und nur um diese ca. fünf Prozent von Betroffenen geht es hier) in dieser Situation zu Besonnenheit und vor allem dazu, sich zunächst sehr detailliert zu informieren.

Als sicher gilt: Liegt eine Gen-Mutation vor, muss gehandelt werden. Die Amputation  der Brüste ist der drastische Weg. Eine andere Option ist die engmaschige, intensivierte Früherkennung, die laut Experten vergleichbare Überlebenswahrscheinlichkeiten bietet.

Schilderungen von Prominenten-Schicksalen wie dem von Angelina Jolie können Gutes bewirken, weil sie die Aufmerksamkeit in besonderer Weise auf ein Thema lenken, das sonst noch meist einem Tabu unterliegt. Sie können Frauen motivieren, an Krebsfrüherkennungsmaßnahmen teilzunehmen. Eine Berichterstattung jedoch ohne umfassende Information über die Gesamtproblematik, den aktuellen Wissensstand und Transparenz der Zusammenhänge zur individuellen Situation bleibt auf halber Strecke stehen und ist letztlich wenig hilfreich.

Ein radikaler Schritt wie ihn Angelina Jolie gegangen ist, wird für die allermeisten Frauen kaum der richtige Weg sein, um sich mit dem Thema Brustkrebs auseinanderzusetzen.

Bundesvorstand der Frauenselbsthilfe nach Krebs