Herzen contra Schmerzen: Kissen für Körper und Seele

Nach einer Brustkrebsoperation klagen viele Patientinnen über Druck bzw. Wundschmerzen in der Achselhöhle. Um diese Schmerzen zu lindern, eignen sich ganz besonders Kissen in Herzform, die sich gut unter den Arm klemmen lassen. Die Idee, solche Herzkissen für Betroffene zu nähen, kommt aus Amerika. Eine dänische Krankenschwester brachte sie nach Europa. Christa Kalk von der FSH-Gruppe Duisburg schildert, wie sie sich von der Idee anstecken ließ und viele ehrenamtliche Helfer und Sponsoren für die Umsetzung gewinnen konnte.

Anfang 2010 war es, als wir auf der Jahrestagung des FSH-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen von der Gruppe Geldern ein herzförmiges Kissen ausgehändigt bekamen mit der Bitte, doch auch für unsere Krankenhäuser entsprechende Kissen zu nähen.

Ist ja ne tolle Idee, sagte ich mir damals, aber viel zu stressig! Und doch ließ mich der Gedanke nicht mehr los. Allerdings gibt es in unserer Gruppe nur zwei Frauen, die nähen können. Da konnte ich also nicht mit vielen Kissen rechnen. Wenn ich das Projekt umsetzen wollte, musste ich andere Wege finden!

Ich überlegte mir, ob nicht die Kirchengemeinden in Duisdorf helfen könnten und fragte ganz vorsichtig bei meiner eigenen Gemeinde nach. Es kam prompt eine Hilfszusage, die mich ermutigte, es auch bei anderen Gemeinden zu versuchen - mit bombastischem Erfolg. Fast in allen Duisburger Kirchengemeinden war man von der Idee begeistert und versprach mitzuhelfen.

Ich begann also damit, Stoffe für die Kissen zu organisieren. Zunächst holte ich sie mir auf dem Oberhausener Stoffmarkt. Dort wurde wie auf einem arabischen Basar gehandelt, was auch ich unerwartet gut hinbekam. Später stellte ich dann fest, dass mein Stoffhändler vor Ort bereit war, mir für diese Aktion tolle Konditionen einzuräumen.

Mein Plan war es, mindestens 600 Kissen zu fertigen, denn ein Rundruf in den örtlichen Kliniken hatte ergeben, dass das die Anzahl der jährlich durchgeführten Brust-Operationen hier in Duisburg ist. Doch nur mit Hilfe der Kirchengemeinden war diese Menge nicht zu stemmen. Ich fragte bei zwei Sanitätshäusern nach, meine Lymph-Therapeutin und bei der hiesigen Selbsthilfe- Kontaktstelle. Alle erklärten sich bereit, für mich die Stoffe, Schnittmuster, Beschreibung und Nähgarn an Interessierte weiterzugeben. Außerdem konnte ich die größte lokale Zeitung gewinnen, in einem sehr ausführlichen Bericht auf die Aktion aufmerksam zu machen.

Diese geballte Suche nach Näherinnen führte zum Erfolg. Die Nachfrage war enorm. Nun kam die Aktion wirklich in Schwung. Ich kaufte Stoffe, schnitt sie zu, packte Päckchen mit den Stoffstücken, Schnittmuster, Beschreibung und Nähgarn, lieferte diese morgens aus und musste manchmal schon abends für Nachschub sorgen.

Dann kamen sie zurück, die fertigen Kissenhüllen. Und es waren schon nach kurzer Zeit nicht nur die geplanten 600, sondern 1000 Stück. Bei den Kissen fanden sich sehr häufig Zettel mit guten Wünschen für die Betroffenen. Andere bedankten sich auch bei mir für die gelungene Aktion. Diese Zettel waren so rührend, dass sie mich für den vielen Stress entschädigten.

Die Kissenhüllen waren nun also da, aber sie waren noch nicht gefüllt. Das stellte mich vor das nächste Problem. Woher das Füllmaterial nehmen und wer sollte die Kissen ausstopfen? Ich hatte festgestellt, dass sich das Material, mit dem Ikea seine Kissen befüllt, optimal für unsere Kissen eignen würde, da es besonders weich ist. Daher wandte ich mich mutig an unseren Ikea-Markt vor Ort und fragte, ob ich vielleicht Sonderkonditionen bekommen könnte. Und siehe da: Ikea spendete uns das Füllmaterial für 800 Kissen.

Nun mussten die vielen, vielen Kissenhüllen gefüllt und zugenäht werden. Die Frauen der FSH-Gruppe Duisburg trafen sich von da ab jeden Montag sechs Wochen lang, zum Füllen und Zunähen. Noch mehr Hilfe bekamen wir von Frauen einer Malgruppe und ein paar meiner Turnschwestern, die sogar zehn Wochen lang jeden Montag füllten und nähten.

Als Mitte Juli die Sommerferien begannen, konnten wir uns nicht mehr treffen. Aber wieder fand sich eine Lösung. Ein Turnverein aus einem anderen Stadtteil Duisburgs kümmerte sich um die Fertigstellung der restlichen Kissen.

Am Ende der Aktion hatten wir sage und schreibe 1600 wunderbar weiche, fröhlich gemusterte Herzkissen fertiggestellt. In einer großen Aktion verteilte ich den ersten Schwung an die Duisburger Kliniken und die Resonanz der Patientinnen war großartig: Viele konnten es gar nicht fassen, dass ihnen wildfremde, nicht betroffene Frauen etwas so Schönes und Nützliches genäht hatten und einfach schenkten.

Aus den Kliniken wird uns seither berichtet, dass es ein wunderschönes Bild sei, die Patientinnen mit den bunten Kissen unter dem Arm durch den Flur laufen zu sehen. Und nicht nur in Duisburg! Auch die Patientinnen der Kliniken in Moers und in Oberhausen dürfen sich über so ein Kissen von uns freuen.

Bei der Finanzierung des Projektes hat uns neben der Sachspende von Ikea und den tollen Konditionen des Stoffhändlers insbesondere die Förderung durch die Krankenkassen geholfen, die meinem Antrag bereitwillig stattgegeben hatten.

Danken möchte ich ganz besonders auch den vielen Frauen, die diese Aktion mit so viel Enthusiasmus begleitet und ihre Zeit dafür investiert haben.

Christa Kalk
Gruppe Duisburg