Derzeit erarbeiten die FSH und der Bundesverband Lymphselbsthilfe e. V. die S3-Leitlinie Lymphödem gemeinsam mit mehr als 30 Fachgesellschaften bestehend aus Vertretern medizinischer Fachverbände, Physiotherapieverbände und Patientenorganisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Unser wichtigstes Ziel ist es dabei, die Lebensqualität von Patienten mit lymphostatischen Erkrankungen zu erhöhen. Im Rahmen unserer politischen Arbeit sind wir darauf aufmerksam geworden, dass das Berufsgesetz für Physiotherapie reformiert wird. Hier die gemeinsame Stellungnahme zu den Bedenken der beiden Organisationen:
Bonn, September 2024 - Das Berufsgesetz für Physiotherapie wird reformiert. Dabei soll die Manuelle Lymphdrainage bzw. die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie in die Physiotherapeuten-Ausbildung integriert werden. Dagegen haben die Frauenselbsthilfe Krebs Bundesverband e. V. und die Lymphselbsthilfe e. V. starke Bedenken. Hierbei geht es insbesondere um den folgenden Absatz (S. 90):
“Mit Erteilung der Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung „Physiotherapeutin“ bzw. Physiotherapeut“ können diese wie bisher alle Maßnahmen der Physiotherapie, für die keine Zusatzqualifikation erforderlich ist, umfassend erbringen. Darüber hinaus werden die erforderlichen Qualifikationsanforderungen zur Durchführung der bisherigen sogenannten Zertifikatspositionen „Gerätegestützte Krankengymnastik“ und „Manuelle Lymphdrainage“ in Gänze in die Ausbildungen integriert sowie insbesondere durch die kompetenzorientierte Ausgestaltung der Ausbildung wesentliche Anteile weiterer sogenannter Zertifikatspositionen integriert.”
Dieser Reformentwurf wirft erhebliche Bedenken hinsichtlich der Qualität der Lymphtherapie und der Versorgung von Patienten mit Lymphödem auf.
Die Übernahme des Zertifikats der Krankengymnastik am Gerät (KGG) wird von allen Interessensvertretern als sinnvoll erachtet und auch von uns unterstützt. Im Gegensatz dazu führt die Integration der MLD/KPE ohne eine fundierte inhaltliche Ausarbeitung des Lehrumfangs und -inhalts zu einer erheblichen Verschlechterung der Therapiequalität für alle Betroffenen mit lymphostatischen Erkrankungen. Besonders für Krebspatienten nach Lymphknotenentfernung oder Bestrahlung besteht das Risiko, dass die Therapeuten nicht ausreichend fachgerecht ausgebildet werden.