Bonn – Am 8. März ist Weltfrauentag. Seit mehr als 100 Jahren prangern Frauen in aller Welt an diesem Tag Missstände an und streiten für ihre Rechte. Die Frauenselbsthilfe nach Krebs, kurz FSH, und die Stiftung Deutsche Krebshilfe verleihen an diesem Tag den Frauen, die an Krebs erkrankt sind, eine Stimme. Denn immer noch gibt es in der Versorgung der Betroffenen Defizite. So wird eine Tumorerkrankung nach wie vor häufig zur Armutsfalle
In Deutschland erkranken jährlich mehr als 75.000 Frauen neu an Brustkrebs. Die gute Nachricht: Heute können sehr viele von ihnen langfristig geheilt werden. Viele Langzeitüberlebende leiden jedoch häufig noch jahrelang an den Folgen ihrer Krebserkrankung und deren Behandlung.
„Neben körperlichen Spätkomplikationen wie Nervenschäden oder Osteoporose hat eine Krebserkrankung häufig auch erhebliche finanzielle Folgen für die Betroffenen“, erläutert Dr. Sylvia Brathuhn, Bundesvorsitzende der FSH. Von den Frauen mit Brustkrebs im erwerbsfähigen Alter könnten viele aufgrund der Krankheitsfolgen nicht an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren. Sie arbeiten nur noch stundenweise oder verlieren sogar ihre Stelle. Viele rutschen auch ungewollt in die Erwerbsminderungsrente, die eine Rückkehr in den Beruf nahezu unmöglich macht
„Viele Betroffene können nach der Diagnose nur schwer oder gar nicht überblicken, was sie nun alles bedenken müssen“, weiß Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Für sie steht erst einmal der Umgang mit der Krankheit im Vordergrund. Wichtige Entscheidungen in Bezug auf Arbeitsplatz, Kranken- und Rentenversicherung geraten darüber schnell aus dem Blick – mit gravierenden Auswirkungen für die Zukunft der erkrankten Frauen.“
Die Deutsche Krebshilfe und die FSH fordern daher, dass in allen onkologischen Zentren und auch beim niedergelassenen Onkologen eine unabhängige sozialmedizinische Beratung von Menschen mit einer Krebserkrankung Pflicht wird. Und auch die Finanzierung von örtlichen Krebsberatungsstellen muss auf finanziell gesicherte Füße gestellt werden. Außerdem müssten die Dauer der Zahlung des Krankengeldes flexibilisiert und die beruflichen Rehabilitationsangebote weiter ausgebaut werden.
„Die Rückkehr ins Erwerbsleben sollte möglichst vielen Menschen nach einer Krebserkrankung offen stehen“, fordert die FSH-Bundesvorsitzende. „Das voreilige Abdrängen der Betroffenen in die Erwerbsminderungsrente, wie wir es heute häufig beobachten, ist der falsche Weg – und das nicht nur für den Einzelnen. Er kostet auch die Solidargemeinschaft langfristig gesehen mehr.“ Jeder Euro, der in die berufliche Rehabilitation investiert werde, zahle sich mit der Rückkehr in die Berufstätigkeit aus. Daher müsse dafür gesorgt werden, dass Frauen mit einer Krebserkrankung so viel Unterstützung wie möglich bekommen, um am Erwerbsleben auch weiterhin teilnehmen zu können, so Brathuhn.
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