Ein Fest auf der Autobahn und noch dazu auf einer der am meisten befahrenen in Deutschland – geht das? Ja, das geht: Im Ruhrgebiet feierten an einem Sonntag im Juli rund drei Millionen Menschen ein großes Fest auf der A 40, der Hauptschlagader der Ruhr- Region. Im Rahmen der sogenannten „Ruhr 2010 – Kulturhauptstadt Europa“ war die Aktion „Still- Leben Ruhrschnellweg“ organisiert worden. Sechs Stunden lang kein Motorenlärm, keine Abgase, stattdessen in Fahrtrichtung Duisburg die längste Tafel der Welt: 20.000 Tische auf 60 Kilometern. An und bei den Tischen gab es Geburtstags- und Hochzeitsfeiern, Musik, Tanz und vieles mehr. Und auch wir von der FSH-Gruppe Duisburg waren dabei.
Lange hatten wir Frauen der FSH-Gruppe
Duisburg unsere Aktion geplant. Am
18. Juli 2010 war es dann endlich soweit:
Zu Acht machten wir uns schwer beladen auf
den Weg zur Autobahn. Bewaffnet waren wir
mit einer Fahne und einem Sonnenschirm
samt den passenden Ständern, einer Staffelei
und einer großen Leinwand sowie zwei Trolleys
gefüllt mit grünen Äpfeln.
Als wir nach langem Marsch unseren Tisch
gefunden hatten, ging es los. Unsere Idee war,
die Besucher unseres Standes darum zu bitten,
einen Wunsch auf die von uns vorbereiteten
Klebe-Etiketten zu schreiben und diese dann in
den großen Apfel zu kleben, den wir zuvor auf
die Leinwand gemalt hatten.
Diese Idee schlug ein wie eine Bombe.
Die Besucher kamen in Scharen. Es wurden
nicht nur die üblichen Wünsche nach
Gesundheit,
Frieden und Glück oder nach mehr
Menschlichkeit geäußert, sondern zum Beispiel
auch nach einem Ende der Ölpest im Golf von
Mexiko. Außerdem gab es viele ganz konkrete
Wünsche. So wünschte sich jemand die Heirat
mit Charlotte, ein anderer die erfolgreiche
Operation des Neffen und wieder ein anderer
einen Porsche.
Viele Wünsche berührten uns, viele amüsierten
uns. Großen Spaß hatten wir mit einem Herrn,
der sich Sex mit sieben Frauen wünschte,
aber sich nicht traute, diesen Wunsch aufzuschreiben.
Der Horst-Schlämmer-Imitator
vom Nachbartisch wünschte sich Dornkaat
und Frikadellen und ein anderer Passant ganz
bescheiden ein Flugzeug.
Alle, die einen Wunsch auf unserem Leinwand-
Apfel hinterlassen hatten, bekamen einen
unserer knackigen grünen Äpfel. Jeden Apfel
hatten wir zuvor mit einem Aufkleber der
Frauenselbsthilfe versehen. So umgingen wir
geschickt das Verbot der Veranstalter, laut dem
Informationsmaterial oder Werbebroschüren
während der gesamten Aktion auf der A40
nicht verteilt werden durften.
Zwischendurch sangen wir für Siggi (nie vorher
gesehen) „happy birthday“, aßen unseren
mitgebrachten Kartoffelsalat mit Frikadellchen
und freuten uns über die vielen gutgelaunten,
fröhlichen Menschen. Wir bewunderten den
Ideenreichtum der anderen Teilnehmer, sahen
gestandene Männer auf der Straße liegen und
mit „Autokes“ spielen, Skatrunden und vieles
mehr. Ganz sicher werden wir diese tollen
Zeitungshüte nachmachen, die an einem der
Nachbartische gefertigt wurden. Und lange,
ganz lange, werden wir uns an diesen außergewöhnlichen
Tag erinnern!
Christa Kalk
FSH-Gruppe Duisburg